ICH BRENNE FÜR MEINEN JOB
Interstuhl    08.03.2018     18883

BURNOUT AM ARBEITSPLATZ

Alles geht heutzutage immer höher, schneller, weiter und der Mitarbeiter soll bei diesem Rennen mithalten. Doch irgendwann überhitzt der menschliche Motor. Wurde Burnout früher als Modekrankheit belächelt, werden die Symptome der totalen Ausgebranntheit inzwischen sehr ernst genommen. Nur meist nicht von den Betroffenen selbst.

 

DIE GRENZE ZWISCHEN ERSCHÖPFUNG UND BURNOUT IST GEFÄHRLICH SCHMAL

Stress gehört im Arbeitsleben dazu. Und jeder Mitarbeiter kennt Tage, an denen ihm die Herausforderungen zu groß und die Motivation zu klein scheinen. Auch die Erschöpfung nach Feierabend ist noch lange kein Symptom für Burnout, sondern schlicht ein Zeichen dafür, dass man ein wenig verlernt hat, Stress mit Entspannung auszugleichen.

Burnout lässt sich leider nicht halb so simpel an typischen Stresssymptomen festmachen - und geht viel tiefer. Auch wenn Mediziner vor pauschalen Symptomlisten zum Burnout warnen, so gibt es doch durchaus Anzeichen dafür, dass ein Betroffener die Grenze zwischen Erschöpfung und Burnout zu überschreiten droht:

Betroffene beschreiben 'Ausgebranntsein' häufig als die vollkommene Unmöglichkeit, der Arbeit noch irgendeine Form von Sinn abzugewinnen oder auch nur einen Grund zu finden, morgens aufzustehen. Das nicht nur einmal pro Woche, sondern dauerhaft. Das nicht nur an Arbeitstagen, sondern auch am Wochenende.

Ausgebranntheit als Folge einer andauernden psychischen Belastung durch die Arbeit ist sehr eng mit anderen Krankheitsbildern wie Depression oder drohendem Herzinfarkt verflochten. Und bleibt der beginnende Burnout unbemerkt oder unbehandelt, sind die Folgen kaum absehbar.

Hinzu kommen meist körperliche Beschwerden wie Reizmagen oder Dauer-Kopfschmerzen, die Betroffene meist nicht als Burnout-Symptom erkennen, obwohl der Körper schneller Alarm schlägt als der Geist.

 

DIE QUALITÄT DER ARBEIT AUF DEM PRÜFSTAND

Wenn die Arbeit der Stressor ist, sollte sie auch der Faktor sein, der bei der Behandlung im Mittelpunkt steht. Oder doch nicht? Das Problem mit Burnout besteht auf mehreren Ebenen:

Auch wenn die Diagnose heute schnell zur Hand scheint, so zögern Betroffene doch viel zu lange, bevor sie sich Hilfe holen. Denn 'krank durch Stress' klingt nach Versagen. Wer jedoch länger als zwei Wochen etwa unter Schlafstörungen, andauernder Unruhe oder ungeklärten körperlichen Problemen leidet, sollte den Gang zum Arbeitsmediziner unbedingt gehen.

Außerdem ist es oft nicht so einfach ersichtlich, welcher Aspekt der Arbeit eigentlich am Stress schuld ist. Denn es muss nicht unbedingt die Quantität sein, unter der ein Mitarbeiter leidet. Burnoutsymptome können auch durch mangelnde Anerkennung, dauerhaften Druck durch Vorgesetzte oder schlicht falsche Aufgaben, die über- oder unterfordern, auftreten.

Doch bevor die Faktoren analysiert werden können, muss die Gefahr erst erkannt werden. Dafür braucht es eine gehörige Portion Achtsamkeit. Nicht nur der Betroffene muss sich eingestehen, dass etwas nicht stimmt. Auch das Umfeld - gerade auch im Unternehmen - ist gefragt. Wenn sich das Verhalten eines Kollegen auffällig ändert, er sich immer weiter abkapselt oder sein Wesen scheinbar zynische oder aggressive Züge annimmt, ist Nachfragen angesagt. Manchmal reicht schon dieser kleine Impuls von außen, um einen wichtigen Denkprozess auf dem Weg aus der Burnout-Falle anzustoßen.

Dann heißt es die Notbremse ziehen und Wege aus dem Stress suchen. Das reicht vom simplen Herunterfahren der Arbeitsstunden und konsequenter Verweigerung von Mehrarbeit bis zur Umstrukturierung eines ganzen Betriebs. Gerade, wenn Strukturen für die Krankheit der Mitarbeiter verantwortlich sind, sind Unternehmer in der Pflicht, diese zu ändern.

 

DER ZAUBER DES NEINS: AB JETZT ZÄHLE ICH

Doch ganz gleich, wie sich das Umfeld ändern mag: Der Betroffene selbst steht im Mittelpunkt der Burnout-Vermeidung. Und viele müssen dabei erst einmal lernen, einen gesunden Egoismus zu entwickeln. Statt immer Ja zu sagen, sollten sie den Zauber des Neins kennenlernen und erkennen, dass sich die Welt auch dann weiterdreht, wenn sie nicht bis zur Erschöpfung arbeiten. Außerdem müssen sie lernen, ihre Bedürfnisse an die Arbeit zu formulieren - zuerst für sich selbst, dann für den Entscheider. Wer genau weiß, was er wert ist, kann auch die entsprechenden Forderungen in Sachen Arbeitsplatzgestaltung stellen. Und wenn das alles nichts hilft, bleibt nur noch der totale Bruch - neuer Job, bewusste Auszeit, therapeutische Begleitung.

Das kostet durchaus Überwindung. Schließlich hat der Mensch gelernt, sich durch seine Arbeit zu definieren. Doch genau diese Definition führt häufig in den Burnout. Dann ist der Mensch unter Umständen überhaupt nicht mehr arbeitsfähig und es geht ihm außerdem ein großes Stück Lebensqualität verloren. Darum lohnt es sich für jeden Mitarbeiter, ab und zu innezuhalten und das eigene Handeln sowie Körper und Geist kritisch zu hinterfragen. Sind die Antworten nicht positiv, kann sofortiges Eingreifen - selbst im Kleinen - Schlimmes verhindern.


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